Wenn einem die Frage gestellt wird, warum man Schütze beim Neusser Bürger-Schützenfest ist, dann erinnert man sich gerne an das erste Schützenfest. Als ich 2005 angesprochen wurde, ob ich Mitglied eines Grenadierzuges werden möchte, der sich damals gerade neu gegründet hatte, habe ich spontan „ja“ gesagt. Die anderen Schützenkameraden bei den „Wisse Röskes“ kannte ich entweder schon aus der Politik oder lernte sie schnell kennen. Was mich beim Schützenfest erwarten sollte, wusste ich aber zu dem Zeitpunkt nicht. Als Neusser, der hier zwar aufgewachsen aber nicht geboren ist, außerdem ohne irgendwelche Kontakte zu anderen Schützen, kannte ich nur die Kirmes oder die Königsparade im WDR. So kam es dann schon sehr überraschend, dass ich ohne Schießerfahrung erster Zugkönig wurde, als Jüngster im Zug. Und bei meinem ersten Fest wurde mir schnell bewusst, wie schwer es ist, die Tradition der Heimatstadt zu pflegen. Neben dem Fackelzug am Samstag gibt es nun mal von Sonntag bis Dienstag jeweils zwei Umzüge. Dazu kommen schon morgens früh die Treffen mit den Zugkameraden.
Doch warum ist man dann gerne Schütze und warum ausgerechnet bei den Grenadieren?
Zum einen trifft man an Schützenfest auf Gleichgesinnte und gute Bekannte, wie ich schon im ersten Jahr lernen durfte. So war es mir eine Freude am Dienstagmorgen in der Schule auf weitere Schützen zu treffen. Aber auch bei den Feiern rund um das Schützenfest, wie dem Grenadierball oder den Feiern am Weißen Haus, trifft man immer wieder auf Weggefährten, die man manchmal nur einmal im Jahr wieder sieht – an Schützenfest.
Natürlich gehört auch die Brauchtumspflege zu den Gründen, warum man Schützenfest feiert. Diese Stadt identifiziert sich mit dem Schützenfest und der Jahreskalender wird um das größte Schützenfest herum geplant. Dies sieht man auch gut daran, wie die Nüsser Röskes traditionell die Männer mit Blumen beschenken und im Vorfeld des Festes eine entscheidende Stütze sind.
Ein letzter Grund ist auch die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Dazu gehört nicht nur das Netzwerken während der Festtage, sondern insbesondere auch die Kontakte, die man im eigenen Zug oder Corps knüpft. Insbesondere im Zug hilft man sich gegenseitig und kann auch immer darauf bauen, dass einem auch bei Spezialfragen guter Rat entgegen kommt. Darum finde ich es auch so wichtig, wenn viele verschiedene Interessen und Berufe in einem Zug zusammen kommen. So bestehen meine „Wisse Röskes“ nicht nur aus Politikern, sondern auch aus Rettungsassistenten oder einem gelernten Konditor.
Wenn man dann am Schützenfest teilnehmen will, fragt man sich auch, in welchem Corps man mitlaufen will. Gerade bei Zugneugründungen stellt sich diese Frage besonders oft. Vielmals ist der Vater im selben Corps unterwegs oder andere Kameraden haben schon einen Zug in dem jeweiligen Corps. Aber es gibt auch viele Gründe, warum ich froh bin, gerade bei den Grenadieren zu sein. Die folgende Auflistung ist sicherlich nicht vollständig und immer mit einem Augenzwinkern zu betrachten.
- Das Grenadiercorps ist eines der beiden ältesten Corps in Neuss
- Schwarz-Weiß sieht einfach besser aus als Grün (Auch wenn wir gerne als Pinguine bezeichnet werden)
- Das Grenadierkorps läuft bei den Umzügen vorne weg (Das hat mir in den letzten Jahren viele Regenschauer erspart)
- Wir stehen während der Königsparade auf dem Markt
- Unsere Corps-Farben sind rot und weiß, wie die Farben der Stadt
Die Grenadiere haben aber auch viele Angebote, die außerhalb vom Schützenfest stattfinden oder besondere Elemente des Schützenfestes sind. Da möchte ich die Grenadiersänger hervorheben, bei denen ich auch schon seit einigen Jahren zweiter Tenor bin. Die Grenadiersänger, die sich einst als Überbrückung während der Königsparade gegründet haben, sind bei der Parade nicht mehr wegzudenken. Ich freue mich jedes Jahr, traditionelle Neusser Lieder den Zuschauern zu präsentieren und damit auch das Brauchtum lebendig zu halten.
Zum Abschluss wünsche ich allen Lesern einige schöne Tage der Wonne mit einem Auszug aus dem Lied der Grenadiere, was den Stolz der Grenadiere gut aufzeigt:
Janz an de Spetz süht mer mascheere
en Reih on Jlied, on Zog an Zog,
dat send die Nüsser Jrenadeere!
Hurra Zog Zog! Hurra Zog Zog!