Jetzt denken sich wohl die ersten Leser: Was will der denn von mir? Was hat ein Musikwettbewerb mit Krieg und Frieden zu tun? Diese Frage will ich im folgenden mal anreißen, da es zu komplex ist, um es hier ausgewogen darzustellen.
An dieser Stelle will ich kurz hinweisen, dass die folgenden Zeilen meine persönliche Meinung wiederspiegeln.
Politik und ESC ist auch in diesem Jahr kurz angesprochen worden, den mit ein Lied über erkämpfte Freiheit hat Portugal knapp die Grenze des Erlaubten gestreift. Denn laut den Regularien für den Song Contest darf kein politischer Beitrag erfolgen. Dies hat schon in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Irritationen geführt. So kann ich mich noch sehr gut an den ukrainischen Beitrag nach der orangenen Revolution erinnern, in dem beim Auftritt mit Fesseln und Ketten mit der alten Gesellschaftsordnung der Ukraine abgerechnet wurde.
Doch gibt es meine Meinung nach ein viel größeres und evtl. sogar akuteres Problem, zu dem die Eurovision noch keine Stellung bezogen hat. Wie gehen die teilnehmenden Nationen damit um, wenn ein (aus unserer Sicht) Unrechtsstaat wie Weißrussland den ESC gewinnt? Weißrussland ist sicherlich nicht die Nation, die den Sieg dieses Jahr nach Hause holen wird, aber wer kennt denn die politischen Verhältnisse in Aserbeidschan? Auch dieser Staat hat Menschenrechtsprobleme und ein politisches System, dass die regierende Familie und Wirtschaftsbosse weit bevorzugt. Das einfache Volk muss aber täglich mit Willkür des Staatsaparates leben.
Ich hatte im Rahmen des ESC dieses Jahres das Glück mit jemanden reden zu können, der dies schon mal selber gesehen und erlebt hat. Ich fand seinen Reisebericht nicht mehr lustig. Leider stehe wir gerade bei Aserbaidschan vor einem großem Problem. Dieses Land hat Öl und somit auch Reichtum erlangt. Dies macht sich bei den letzten Beiträgen beim ESC bemerkbar. Und genau da beginnen auch meine Gewissensbisse.
Darf ein solcher Staat den ESC ausrichten? Man kann sagen Ja, denn sie hätten ja dann das beste Lied antreten lassen und dann wohl auch verdient gewonnen. Aber auch Nein, denn wir dürfen nicht die Augen vor solcher Menschenrechtsverachtung schließen.
Ich habe mir noch keine entgültige Meinung gebildet, aber ich fand auch, dass die Olympischen Spiele 2008 nicht nach Beijing gehört hätten. Aber ich würde mich freuen, noch einige Meinungen darüber zu lesen, denn Reden darüber wäre ein Anfang!